Immer auf die Kleinen


Wo der Schäferhund auf einmal herkam, weiß ich nicht. Ich war mit Frauchen joggen gewesen und bin extra langsam gelaufen, damit sie mithält. Und plötzlich wurde es dunkel und roch schlecht. Ein riesiger Hund stand über mir, packte mich und schüttelte mich durch.

Ich quietschte und versuchte, ihn wegzuboxen. Aber leider kam ich nicht an, seine Beine waren zu lang. Und so gingen meine Schläge ins Leere. Meine letzte Minute war gekommen!



Wenn doch nur einer meiner Freunde hier wäre. Keiner von den Kleinen. Pelle, mein lieber  Freund, hätte hier nichts ausrichten können. Auch nicht Felix, der immer von hinten auf mich raufklettern will (was hat er nur davon?). 


Aber Watson, der hätte mich rausgehauen. Watson ist ein großer Weimaraner mit schönen Augen und einem Herzen aus Gold. Ich freue mich immer, wenn wir uns treffen. Aber er war weit und breit nicht in Sicht.


Wer könnte mich retten?


Ich erinnerte mich an einen Urlaub auf dem Bauernhof, wo der Hofhund mich in die Mangel genommen hatte. Damals war alles gut ausgegangen, aber heute? Wer konnte mich retten? Eine Besitzerin schien dieser Hund nicht zu haben, wenn man vielleicht von einer älteren Frau absieht, die sich gemächlich von irgendwo näherte.


Dass ich doch nicht als Hundefutter endete, verdanke ich nur Frauchen. Frauchen ist toll! Sie packte den blöden Schäferhund am Halsband und drosch mit der Faust in seine Rippen. Klasse! Vor Überraschung ließ er mich los. Er war so überrumpelt, dass er nicht mal Frauchen aufessen wollte. Inzwischen war auch die Besitzerin eingetroffen: "Oh, mein Liebling war wohl noch ein bisschen aufgeregt, denn eben hatte er auch schon Streit mit einem kleinen Hund."


Besuch beim Tierarzt


Hinterher musste ich zum Tierarzt. Dort ist es immer blöd. Erst tun die einem weh, und danach schleimen die sich mit einem Leckerli wieder ein. Das Spiel mache ich nicht mit.


Ich bekam eine Spritze und einen Verband um die Pfote und lehnte hinterher die kleine Köstlichkeit ab. Draußen musste ich eine Tüte über den Verband ziehen, weshalb ich bei jedem Schritt "schlappschlapp" machte. Entwürdigend.


Doch damit nicht genug. Natürlich hatte Herrchen noch ein paar blöde Kommentare parat, als ich nach Hause kam. Er befühlte meinen Verband und sagte etwas von "sieht aus wie beim Schaf" und "Teufelsfuß". Herrchen findet sich immer ziemlich witzig.


Zwei Tage lang konnte ich nur humpeln. Auf längere Spaziergänge nehme ich künftig Watson mit. Dann wollen wir mal sehen, wer beim nächsten Mal quietscht, Du doofer Schäferhund!


Zeichnung: Lisa von Schwartz

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